Psychoanalytische Psychotherapie in der Gruppe
Bevor es in die Gruppe geht, werden wir uns in Einzelsitzungen kennenlernen. Sie sollten Zeit haben, Vertrauen aufzubauen, sich geschützt fühlen und Ihre Fragen zur Gruppe beantwortet bekommen.
Ziel der Psychoanalyse ist es, Unbewusstes bewusst zu machen und es in Worte zu fassen. Denn erst, wenn wir uns unserer unbewussten Konfliktmuster, Ängste und Wünsche gewahr werden, haben wir die Möglichkeit, an den Beziehungen zu unseren Mitmenschen etwas zu ändern. Das Spektrum unserer Handlungsmöglichkeiten erweitert sich. Denn auch wenn wir scheinbar „am Anderen leiden“, können wir uns doch immer nur selbst ändern.
Die Grundregel lautet, alles zu sagen, was einem in den Sinn kommt. Damit wird deutlich, dass der Fokus und der Konflikt, um den es geht, wechseln können. Und damit wird auch deutlich, wie wichtig die Beziehung zum Analytiker/ zur Analytikerin wird als derjenigen, der man alles anvertrauen kann.
Die aufkommenden Gedanken werden gemeinsam auf ihre Bedeutsamkeit, Konfliktträchtigkeit und gegebenenfalls auf ihren Bezug zu früheren wichtigen Beziehungsstrukturen hin betrachtet. In dem Zusammenhang haben auch Träume ihren Platz. Sie sind die „via regia“ - der Königsweg - zum Unbewussten, denn das Seelische schläft nie.
Soziale Gruppen
Unser ganzes Leben verbringen wir in wechselnden Gruppen. Deshalb finden persönliche Entwicklungen und Reifungen immer in sozialen Gruppen statt. In die erste Gruppe werden wir hineingeboren – in die Familie. Erfahrungen aus dieser „Gruppe“ prägen unser Verhalten in der Beziehung zu anderen Menschen auch in späteren Gruppen, in der Schule, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz etc.
Da die Gruppe also eine wesentliche Bedeutung für das Individuum hat, bildet sie den idealen Rahmen, um sich selbst in Beziehung zu anderen Menschen besser kennenzulernen und besser zu verstehen. Durch Klärung und Bearbeitung der sich entwickelnden Beziehungen auf dem Hintergrund der eigenen Lebensgeschichte wird Unverständliches verständlich. Das führt zu mehr Sicherheit im Umgang mit sich und Anderen.
Die Wirksamkeit einer analytischen Gruppenpsychotherapie ist auf den verschiedenen Ebenen vielfältig. Der Einzelne profitiert nicht nur vom Deutungsangebot der Analytikerin, sondern auch von der Empathie der anderen Gruppenteilnehmer.
Eine Gruppensitzung dauert 100 Minuten und findet in der Regel einmal wöchentlich statt.
In einer Gruppentherapie kommen zahlreiche Wirkfaktoren zum Tragen, die sich in einer Einzeltherapie nicht in gleicher Weise entfalten lassen. Durch die soziale Dynamik in der Gruppe entsteht ein Raum, der dabei hilft, Probleme zu bearbeiten und Lösungswege zu finden. Dipl.-Psychologin Susanne Königs

Zentrale Wirkfaktoren einer Gruppentherapie:
- Gefühl der Zugehörigkeit: Die Teilnehmer erleben, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind, und entwickeln ein Gemeinschaftsgefühl.
- Akzeptanz und Unterstützung: Sie erfahren Akzeptanz, Verständnis und Unterstützung von anderen Gruppenmitgliedern und können auch selbst Unterstützung geben.
- Hoffnung: Die Gruppe vermittelt Zuversicht, dass psychische Probleme bewältigt werden können.
- Offenheit und Vertrauen: Die Teilnehmer lernen, sich mit ihren Problemen zu öffnen und Vertrauen in die Gruppe zu entwickeln. Anfangs fällt es oft schwer, vor Fremden über persönliche Themen zu sprechen, doch der Mut dazu wird belohnt: Sie machen die Erfahrung, dass Offenheit positive Auswirkungen hat, wie Akzeptanz und Verständnis. Dies ermöglicht zudem die Verarbeitung unterdrückter Gefühle (Katharsis).
- Stärkung des Selbstwertgefühls: Durch das Öffnen, das Einstehen für eigene Bedürfnisse, das Geben von Feedback und die Teilnahme an Rollenspielen wird das Selbstbewusstsein gestärkt.
- Feedback: Die Teilnehmer lernen, konstruktives Feedback zu geben und anzunehmen. Dies hilft, die eigene Situation aus neuen Perspektiven zu betrachten, Probleme besser zu verstehen und die eigene Wirkung auf andere einzuschätzen.
- Austausch von Erfahrungen: Durch den Austausch profitieren die Teilnehmer von den Erfahrungen der anderen. Oft werden mehrere Lösungsansätze vorgestellt, die von Betroffenen leichter akzeptiert werden als Vorschläge vom Therapeuten.
- Emotionale Wahrnehmung und soziale Kompetenz: Die Gruppe fördert die Fähigkeit, eigene Gefühle besser wahrzunehmen, neue Denk- und Verhaltensweisen zu entwickeln und soziale Kompetenzen zu stärken, etwa Kritik zu üben, Nein zu sagen oder Konflikte angemessen zu bewältigen.
- Empathie: Der Austausch in der Gruppe schärft das Einfühlungsvermögen und die Wahrnehmung von Gefühlen anderer.
- Lernen am Modell: Die Teilnehmer lernen von den Strategien und Verhaltensweisen anderer Gruppenmitglieder – sei es durch deren Berichte über erfolgreiche Veränderungen oder durch Beobachtung im Rollenspiel.
- Wiederholung von Beziehungsmustern: In der Gruppe spiegeln sich oft die Verhaltensweisen wider, die Teilnehmer in ihrer Herkunftsfamilie, im privaten Umfeld oder im Berufsleben zeigen. Diese Muster können gemeinsam reflektiert und durch angemessenere Verhaltensweisen ersetzt werden.
- Rollenspiele: Schwierige Alltagssituationen können in der Gruppe nachgestellt werden, um typische Probleme zu analysieren und alternative Verhaltensweisen auszuprobieren und zu üben. Feedback der Gruppe hilft, diese neuen Verhaltensweisen weiterzuentwickeln.
- Problemlösestrategien und Übungen: Ähnlich wie in der Einzeltherapie erhalten die Teilnehmer Anleitungen und Hilfestellungen zur Problemlösung. Hausaufgaben regen an, auch außerhalb der Sitzungen an den eigenen Themen zu arbeiten.
Die Gruppentherapie bietet somit einen einzigartigen Rahmen, um persönliche und zwischenmenschliche Kompetenzen weiterzuentwickeln und neue Lösungsansätze zu erproben.
Gegenüber einer Einzeltherapie hat eine Gruppentherapie mehrere Vorteile. So entsteht durch die Anwesenheit mehrerer Patienten und den gegenseitigen Austausch eine soziale Dynamik, die dazu beitragen kann, dass es schneller und effizienter zu Veränderungen kommt. Auf diese Weise können Therapieziele oft schneller erreicht werden.
Ist Gruppentherapie eine Option für Sie?
Sie müssen nicht alles allein bewältigen. In einer vertrauensvollen Gruppe finden Sie Unterstützung, neue Perspektiven und die Möglichkeit, sich selbst besser zu verstehen. Durch den Austausch mit anderen erkennen Sie eigene Muster, gewinnen Sicherheit und entwickeln stärkende Bewältigungsstrategien.
Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, ob Gruppentherapie der richtige Weg für Sie ist.